Freitag,

5. April 2024

Moderation: Esther Csapo Ö1 - Büchertisch: facultas


19.30 Uhr

Begrüßung


19.40 Uhr

Caro Reichl
Leykam Verlag

© minitta kandlbauer

Was glänzt, verschwindet mit uns

Nola Nimmerl hat die Tendenz zu verschwinden. Sie lebt ein Leben, das andere für sie erdacht haben, beschäftigt sich am liebsten mit den Problemen anderer, erfüllt alle an sie gerichteten Erwartungen - und ist Psychotherapeutin. Im Gespräch mit ihren Patientinnen ist oft nicht klar, wer hier eigentlich wen therapiert. Als ihre Schwester stirbt, nimmt die Unschärfe dramatisch zu und Nola steht vor der Wahl: ganz verschwinden oder sichtbar werden.

 

Caro Reichl gibt mit ihrem bewegenden Debütroman Was glänzt, verschwindet mit uns (Leykam, 2024) Einblick in die düstere Gedankenwelt einer Frau, die ständig übersehen wird - vor allem von sich selbst.

Caro Reichl, 1993 in Wien geboren, lebt in Wien. Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses 2023, Absolventin der Literaturakademie Leonding, Werbetexterin. Mit ihren Texten gewann sie u.a. den Wiener Werkstattpreis und stand auf der Shortlist Willemer Frauenliteraturpreises.


20.00 Uhr

Trabant

In dieser Spätsommernacht scheint für Georg Himmel alles, aber auch alles möglich zu sein. Als er auf der Hochzeit seines besten Freundes in einem istrischen Grandhotel eine Kurznachricht erhält, die sein Vater wohl eigentlich einer Affäre schicken wollte, beginnt für ihn eine lange Reise. Georg setzt sich in den alten Corsa und fährt los, um den Vater in den frühen Morgenstunden am Münchner Flughafen abzufangen und ein Auseinanderbrechen der Familie zu verhindern, aber: Ist da überhaupt noch etwas zu retten?

 

Zwischen Autobahnraststätten und Umleitungen erzählt Stefan Sommer in seinem Debütroman Trabant (Otto Müller Verlag, 2024) vom Hoffen, Zaudern, Wüten und Bangen, vom stillen Gleiten durch die schwarze Nacht, vom Ankommen und von einer großen Überraschung.

Stefan Sommer, 1989 in Schwaben geboren, lebt heute in München und arbeitet für die Süddeutsche Zeitung und den Bayerischen Rundfunk. Ausgezeichnet mit dem International Music Journalism Award 2020 in der Kategorie "Beste musikjournalistische Arbeit unter 30", dem Ernst Schneider Preis für Wirtschaftsjournalismus 2021 und einem Literaturstipendium "Junge Kunst und neue Wege" 2021 durch den Freistaat Bayern.


20.20 Uhr

Eskalationsstufen

So wie die engagierte, talentierte Julia dem exzentrischen Maler Joe begegnet, könnte eine große Liebe beginnen. Von Joes Abgründen lässt Julia sich nicht abschrecken, im Gegenteil. Doch warum malt er nur tote Frauen? Als sie ihm schließlich in seine abgeschiedene Hütte im Wald folgt, kommen sie einander so nahe, dass die Wahrheit nicht mehr zu verbergen ist.

 

Barbara Rieger verfolgt in ihrem neuen Roman Eskalationsstufen (Kremayr & Scheriau, 2024) in einer rasanten Handlung minutiös die Motive und Entwicklungen emotionaler Abhängigkeit und zeigt, dass häusliche Gewalt jede und jeden von uns treffen kann.

Barbara Rieger, geboren 1982 in Graz, lebt als Autorin und Schreibpädagogin in Wien und im Almtal (OÖ). Gemeinsam mit Alain Barbero Herausgeberin des Foto- & Literaturblogs cafe.entropy.at sowie mehrerer Anthologien. Zuletzt erschien der Roman Friss und stirb (Kremayr & Scheriau, 2020). Für einen Auszug aus Eskalationsstufen erhielt sie den Marianne von Willemer-Frauenliteraturpreis der Stadt Linz.


20.40 Uhr

20 Min. Pause


21.00 Uhr

Mario Wurmitzer
Luftschacht

© ia chikovani

Es könnte schlimmer sein

Anna arbeitet für Alpha Solutions, einen multinationalen Konzern, um den sich ein Kult gebildet hat. Die Liebe zum Unternehmen gilt als heilige Pflicht, Privatleben als altmodische Idee. Als Anna einer Gruppe rebellischer Jugendlicher erklärt, sie könnten alles erreichen, wenn sie sich nur anstrengten, glaubt sie sich zum ersten Mal selbst nicht mehr. Zunehmend fällt es ihr schwer, auf das zu vertrauen, was sie denken soll. Ihr Freund Thomas kann das nicht nachvollziehen. Immerhin haben die beiden im Zuge des Partnervermittlungsprogramms von Alpha Solutions erfahren, füreinander bestimmt zu sein. Als sie sich von ihm trennt, begreift er nicht, wie es so weit kommen konnte.

 

Nüchtern und mit lakonischem Humor blickt Mario Wurmitzer in seinem zweiten Roman Es könnte schlimmer sein (Luftschacht, 2023) auf eine Welt im Jahr 2037, von der man sagt, es könnte alles noch schlimmer sein.

Mario Wurmitzer, geboren 1992 in Mistelbach, lebt in Wien. Er schreibt Prosa- und Theatertexte. Für seine literarischen Arbeiten erhielt er mehrere Auszeichnungen und Stipendien, u. a. den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin 2015, den Osnabrücker Dramatiker:innenpreis 2017, den Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich 2020 und den Hauptpreis beim Stückwettbewerb Theatre & Science des Theaters Heilbronn 2021. 2018 erschien sein Roman Im Inneren des Klaviers (Luftschacht).


21.20 Uhr

Dorothee Riese
Berlin Verlag

© christiane gundlach

Wir sind hier für die Stille

Anfang der 90er-Jahre wandert Judith mit ihren Eltern von Deutschland nach Rumänien aus. Ihr Ziel ist ein abgelegenes Dorf in Transsilvanien am Rande der Karpaten. Judith soll in einer ursprünglichen, vom Kapitalismus freien Gemeinschaft aufwachsen. Mit wachem Blick erkundet sie den Ort, seine Menschen, die Geschichte und Sprache. Bald wird sie zur Wahlenkelin der alten Siebenbürger Sächsin Lizitanti und sie lernt Irina kennen, die mit ihrer Ziege im Milchauto mitfährt. Irina ist eine Romni, Judit möchte das auch sein, Irina aber lehnt das kategorisch ab. Der Widerspruch zwischen mitgebrachter Utopie und vorgefundener Realität stellt die Familie vor immer größere Probleme.

 

Dorothee Rieses Debütroman Wir sind hier für die Stille (Berlin Verlag, 2024) ist die Geschichte einer Kindheit als soziales Experiment - einer umgekehrten Migration.

Dorothee Riese, geboren 1989 bei Göttingen und in Rumänien aufgewachsen, lebt mit ihrer Familie in Leipzig. Sie arbeitete an der Gedenkstätte Buchenwald in Weimar und ist zurzeit für das Leibnitz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europas tätig.


21.40 Uhr

Lisa Mundt
Milena Verlag

© gabriele paar

Die Enkelin

Die Enkelin fährt in ihrem Urlaub in das österreichische Dorf, in dem ihr dementer serbischer Großvater lebt. Was ein umsorgender, beschaulicher Familienbesuch sein könnte, entpuppt sich schnell als verstörende Reise in die Vergangenheit und die Gegenwart zeigt, dass auch die Enkelin dunkle Geheimnisse mit sich trägt.

 

In ihrem zweiten Roman Die Enkelin (Milena, 2023) schreibt Lisa Mundt über transgenerationales Trauma, Care-Arbeit, gesellschaftliche Ungleichheiten aufgrund von Migration und Klasse sowie über weibliches (Körper)Erleben im Lichte unverarbeiteter Verluste und Strapazen.

Lisa Mundt, geboren 1990, lebt in Wien. Veröffentlichungen in diversen Zeitschriften und Anthologien sowie Umsetzungen von Kurzstücken an Wiener Theatern. Ihr Debütroman Als meine Therapeutin schwieg erschien 2019 bei Milena. Die Enkelin wurde 2022 mit dem Arbeitsstipendium für Literatur der Stadt Wien und einem Reisestipendium sowie Aufenthalt in der Casa Literarum der Österreichischen Gesellschaft für Literatur gefördert.


22.00 Uhr

Verleihung des Publikumspreises durch facultas