Die Autoren

Wortspiele Wien
 


Moritz Franz Beichl

© selina schobel

Männer - Residenz Verlag

Alles unterscheidet den Erzähler von seinem Bruder Konrad, dem Juristen und Familienvater, der in einem schönen Haus wohnt und ein konventionelles Männerbild fortschreibt. Doch jetzt ist der Vater gestorben, die beiden Brüder müssen gemeinsam das Ergebnis organisieren - und erstmals hat der Erzähler seinen großen Bruder etwas entgegenzuhalten: ein selbstbestimmtes Leben als Balletttänzer, als schwuler Mann, als eigensinniger Single. Die alten Konflikte brechen auf, aber Versöhnung kann es vielleicht auch geben, ohne das Leben des anderen ganz zu verstehen.

 

Mit schmerzhafter Offenheit, Witz und Zärtlichkeit erzählt Moritz Frank Beichl in seinem neuen Roman Männer (Residenz Verlag, 2024) von zwei ungleichen Brüdern und der Suche nach alternativen Bildern von Männlichkeit.

Moritz Franz Beichl, geboren 1992 in Wien, wo er auch lebt. Als Regisseur machte er sich in Deutschland und Österreich einen Namen mit queeren Klassikerinszenierungen und erhielt dafür etliche Preise, darunter 2019 den Nestroy- und 2023 den Kulturpreis des Landes Niederösterreich. 2022 erschien sein Debütroman Die Abschaffung der Wochentage sowie sein erstes Theaterstück Effi, Ach, Effi Briest (S. Fischer Verlag).


Florian Dietmaier

© helmut lunghammer

Die Kompromisse - Droschl Verlag

Peter, Jahrgang 1929, lebt ein klassisches Diplomaten-Dasein: Er muss regelmäßig seinen Wohnort wechseln, die Welt bereisen und in unterschiedlichen politischen Ämtern Lösungen verhandeln, Strippen im Hintergrund ziehen, im Vordergrund taktvoll sein sowie Familie und Karriere unter einen Hut bringen. Kurzum: Er muss viele Kompromisse eingehen.

 

In seinem Debütroman Die Kompromisse (Droschl, 2024) zeichnet Florian Dietmaier in Etappen ein unermüdliches Leben für die Diplomatie, für die Familie mit allen Hochs und Tiefs nach, in dem nicht alle Bedürfnisse ausgelebt wurden.

Florian Dietmaier wurde 1985 in Graz geboren, wo er auch lebt. Er veröffentlichte literarische Texte in der Literaturzeitschrift manuskripte; 2019 erhielt er den manuskripte-Förderungspreis der Stadt Graz.


Elias Hirschl

© petra weixelbraun

Content - Zsolnay Verlag

Die Welt geht unter. Doch bis dahin arbeitet die Erzählerin in Elias Hirschls neuem Roman in der Content-Farm Smile Smile Inc. und schreibt sinnbefreite Listenartikel, die Klicks generieren sollen (Nummer 7 wird Sie zum Weinen bringen!). Die sind genauso bedeutungslos wie die Memes und Youtube-Videos, die ihre Kolleginnen produzieren oder die Startups, die ihr Freund Jonas im Wochenrhythmus gründet, während die Stadt brennt.

 

Elias Hirschl gelingt mit Content (Zsolnay, 2024) erneut eine Romansatire, dieses Mal über die Generation ChatGPT. Politisch, prophetisch und zumindest so lange lustig, bis einem das Lachen im Hals stecken bleibt.

Elias Hirschl wurde 1994 in Wien geboren, wo er auch lebt. Er ist Autor, Musiker, Slam Poet und schreibt für Theater und Radio. 2020 erhielt er den Reinhard-Priesnits-Preis. Bücher u.a. Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht, ist dieses lausige T-Shirt (Milena, 2016), Hundert schwarze Nähmaschinen (Jung und Jung, 2017) und Salonfähig (Zsolnay, 2021).


Laura Lichtblau

© max zerrahn

Sund - Verlag C.H. Beck

Als sich das Eintreffen ihrer Geliebten weiter verzögert, beschließt die Erzählerin, allein nach Lykke aufzubrechen. Auf der Insel merkt sie schnell, dass dort trotz des vermeintlichen Idylls etwas nicht stimmt. Die Menschen sind verschlossen, bestimmte Fragen dürfen nicht gestellt werden und Besuch sollte besser bald wieder verschwinden. Doch die Erzählerin bleibt und findet heraus, dass dieser Ort einst Schauplatz von Zwangssterilisationen war. Plötzlich beginnt sich die düstere Geschichte der Insel mit ihrer eigenen Familiengeschichte um den Urgroßvater, der sich im Nationalsozialismus für rassenhygienische Maßnahmen stark machte, zu verschränken.

 

Laura Lichtblau umkreist in ihrem zweiten Roman Sund (C.H. Beck, 2024) Lücken, wie sie nach dem Krieg in vielen deutschen Familien geschaffen wurden.

Laura Lichtblau, 1985 in München geboren, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin. Ihre Lyrik und kürzere Prosa wurden in zahlreichen Magazinen und Anthologien veröffentlicht. Ihr erster Roman Schwarzpulver erschien 2020 bei C.H. Beck.


Luca Mael Milsch

© ana maria sales prado

Sieben Sekunden Luft - Haymon Verlag

Drei Monate sind vergangen, seit Selah sich krankgemeldet hat, um zu verschwinden, doch die gewünschte Einsamkeit wird unerwartet zur Triebfeder für Vergangenes und Verdrängtes: Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen, ist Selahs Beziehung zur Mutter von Erwartungsdruck, Schweigen und Scham geprägt - sie begleiten Selah bis Erwachsenenalter hinein. Als die Mutter im Sterben liegt und Selah längst ein Leben mit der eigenen Familie führt, werden die noch immer klaffenden Wunden offenbar.

 

Im Debütroman Sieben Sekunden Luft (Haymon, 2024) schreibt Luca Mael Milsch von Fragilität, die zu Stärke wird, von einer Welt voller Ambivalenzen - und darüber, was von uns übrigbleibt, wenn alles andere verschwindet.

Luca Mael Milsch ist freie*r Übersetzer*in, Lektor*in und Kurator*in, Moderator*in und Autor*in. Neben zahlreichen Übersetzungen, zuletzt Happy End (S. Fischer Verlag) von Andrew Shawn Greer, Publikationen in Anthologien, Literaturzeitschriften und Magazinen. Für einen Auszug davon war Milsch Stipendiat*in in der Prosawerkstatt des LCB.


Lisa Mundt

© gabriele paar

Die Enkelin - Milena Verlag

Die Enkelin fährt in ihrem Urlaub in das österreichische Dorf, in dem ihr dementer serbischer Großvater lebt. Was ein umsorgender, beschaulicher Familienbesuch sein könnte, entpuppt sich schnell als verstörende Reise in die Vergangenheit und die Gegenwart zeigt, dass auch die Enkelin dunkle Geheimnisse mit sich trägt.

 

In ihrem zweiten Roman Die Enkelin (Milena, 2023) schreibt Lisa Mundt über transgenerationales Trauma, Care-Arbeit, gesellschaftliche Ungleichheiten aufgrund von Migration und Klasse sowie über weibliches (Körper)Erleben im Lichte unverarbeiteter Verluste und Strapazen.

Lisa Mundt, geboren 1990, lebt in Wien. Veröffentlichungen in diversen Zeitschriften und Anthologien sowie Umsetzungen von Kurzstücken an Wiener Theatern. Ihr Debütroman Als meine Therapeutin schwieg erschien 2019 bei Milena. Die Enkelin wurde 2022 mit dem Arbeitsstipendium für Literatur der Stadt Wien und einem Reisestipendium sowie Aufenthalt in der Casa Literarum der Österreichischen Gesellschaft für Literatur gefördert.


Caro Reichl

© minitta kandlbauer

Was glänzt, verschwindet mit uns - Leykam Verlag

Nola Nimmerl hat die Tendenz zu verschwinden. Sie lebt ein Leben, das andere für sie erdacht haben, beschäftigt sich am liebsten mit den Problemen anderer, erfüllt alle an sie gerichteten Erwartungen - und ist Psychotherapeutin. Im Gespräch mit ihren Patientinnen ist oft nicht klar, wer hier eigentlich wen therapiert. Als ihre Schwester stirbt, nimmt die Unschärfe dramatisch zu und Nola steht vor der Wahl: ganz verschwinden oder sichtbar werden.

 

Caro Reichl gibt mit ihrem bewegenden Debütroman Was glänzt, verschwindet mit uns (Leykam, 2024) Einblick in die düstere Gedankenwelt einer Frau, die ständig übersehen wird - vor allem von sich selbst.

Caro Reichl, 1993 in Wien geboren, lebt in Wien. Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses 2023, Absolventin der Literaturakademie Leonding, Werbetexterin. Mit ihren Texten gewann sie u.a. den Wiener Werkstattpreis und stand auf der Shortlist Willemer Frauenliteraturpreises.


Barbara Rieger

© alain barbero

Eskalationsstufen -
Kremayr & Scheriau

So wie die engagierte, talentierte Julia dem exzentrischen Maler Joe begegnet, könnte eine große Liebe beginnen. Von Joes Abgründen lässt Julia sich nicht abschrecken, im Gegenteil. Doch warum malt er nur tote Frauen? Als sie ihm schließlich in seine abgeschiedene Hütte im Wald folgt, kommen sie einander so nahe, dass die Wahrheit nicht mehr zu verbergen ist.

 

Barbara Rieger verfolgt in ihrem neuen Roman Eskalationsstufen (Kremayr & Scheriau, 2024) in einer rasanten Handlung minutiös die Motive und Entwicklungen emotionaler Abhängigkeit und zeigt, dass häusliche Gewalt jede und jeden von uns treffen kann.

Barbara Rieger, geboren 1982 in Graz, lebt als Autorin und Schreibpädagogin in Wien und im Almtal (OÖ). Gemeinsam mit Alain Barbero Herausgeberin des Foto- & Literaturblogs cafe.entropy.at sowie mehrerer Anthologien. Zuletzt erschien der Roman Friss und stirb (Kremayr & Scheriau, 2020). Für einen Auszug aus Eskalationsstufen erhielt sie den Marianne von Willemer-Frauenliteraturpreis der Stadt Linz.


Dorothee Riese

© christiane gundlach

Wir sind hier für die Stille - Berlin Verlag

Anfang der 90er-Jahre wandert Judith mit ihren Eltern von Deutschland nach Rumänien aus. Ihr Ziel ist ein abgelegenes Dorf in Transsilvanien am Rande der Karpaten. Judith soll in einer ursprünglichen, vom Kapitalismus freien Gemeinschaft aufwachsen. Mit wachem Blick erkundet sie den Ort, seine Menschen, die Geschichte und Sprache. Bald wird sie zur Wahlenkelin der alten Siebenbürger Sächsin Lizitanti und sie lernt Irina kennen, die mit ihrer Ziege im Milchauto mitfährt. Irina ist eine Romni, Judit möchte das auch sein, Irina aber lehnt das kategorisch ab. Der Widerspruch zwischen mitgebrachter Utopie und vorgefundener Realität stellt die Familie vor immer größere Probleme.

 
 

Dorothee Rieses Debütroman Wir sind hier für die Stille (Berlin Verlag, 2024) ist die Geschichte einer Kindheit als soziales Experiment - einer umgekehrten Migration.

Dorothee Riese, geboren 1989 bei Göttingen und in Rumänien aufgewachsen, lebt mit ihrer Familie in Leipzig. Sie arbeitete an der Gedenkstätte Buchenwald in Weimar und ist zurzeit für das Leibnitz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europas tätig.


Slata Roschal

© dirk skiba

Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten - Ullstein Verlag

Eine Frau sitzt in einem Hotelzimmer und denkt darüber nach, alles hinter sich zu lassen. Zerrissen von einer unbestimmten Unzufriedenheit, getrieben von Überforderung nimmt sie einen Übersetzungsauftrag an, der alles verändert. Historische Briefe von deutschen Auswanderern zerschmettern ihr Hotelvakuum und im Austausch mit fremden Toten mit unerwarteten Wegen stellt sich die Frage nach dem guten Leben überraschend anders.

 

Die konkrete Auseinandersetzung mit der Vergangenheit fremder Menschen führt in Slata Roschals zweitem Roman Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten (Claassen/Ullstein, 2024) zu einem neuen Blick auf die eigene Existenz.

Slata Roschal, geboren 1992 in Sankt Petersburg, lebt in München. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, u.a. den Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern und das Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern. Bereits erschienen sind ihre Lyrikbände Wir verzichten auf das gelobte Land (Reinecke & Voß, 2019) und Wir tauschen Ansichten und Ängste wie weiche, warme Tiere aus (Hochroth Verlag, 2021). 153 Formen des Nichtseins, ihr Romandebüt, wurde 2022 für den Deutschen Buchpreis nominiert und mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet.


Stefan Sommer

© jonas höschl

Trabant - Otto Müller Verlag

In dieser Spätsommernacht scheint für Georg Himmel alles, aber auch alles möglich zu sein. Als er auf der Hochzeit seines besten Freundes in einem istrischen Grandhotel eine Kurznachricht erhält, die sein Vater wohl eigentlich einer Affäre schicken wollte, beginnt für ihn eine lange Reise. Georg setzt sich in den alten Corsa und fährt los, um den Vater in den frühen Morgenstunden am Münchner Flughafen abzufangen und ein Auseinanderbrechen der Familie zu verhindern, aber: Ist da überhaupt noch etwas zu retten?

 

Zwischen Autobahnraststätten und Umleitungen erzählt Stefan Sommer in seinem Debütroman Trabant (Otto Müller Verlag, 2024) vom Hoffen, Zaudern, Wüten und Bangen, vom stillen Gleiten durch die schwarze Nacht, vom Ankommen und von einer großen Überraschung.

Stefan Sommer, 1989 in Schwaben geboren, lebt heute in München und arbeitet für die Süddeutsche Zeitung und den Bayerischen Rundfunk. Ausgezeichnet mit dem International Music Journalism Award 2020 in der Kategorie "Beste musikjournalistische Arbeit unter 30", dem Ernst Schneider Preis für Wirtschaftsjournalismus 2021 und einem Literaturstipendium "Junge Kunst und neue Wege" 2021 durch den Freistaat Bayern.


Mario Wurmitzer

© ia chikovani

Es könnte schlimmer sein - Luftschacht

Anna arbeitet für Alpha Solutions, einen multinationalen Konzern, um den sich ein Kult gebildet hat. Die Liebe zum Unternehmen gilt als heilige Pflicht, Privatleben als altmodische Idee. Als Anna einer Gruppe rebellischer Jugendlicher erklärt, sie könnten alles erreichen, wenn sie sich nur anstrengten, glaubt sie sich zum ersten Mal selbst nicht mehr. Zunehmend fällt es ihr schwer, auf das zu vertrauen, was sie denken soll. Ihr Freund Thomas kann das nicht nachvollziehen. Immerhin haben die beiden im Zuge des Partnervermittlungsprogramms von Alpha Solutions erfahren, füreinander bestimmt zu sein. Als sie sich von ihm trennt, begreift er nicht, wie es so weit kommen konnte.

 

Nüchtern und mit lakonischem Humor blickt Mario Wurmitzer in seinem zweiten Roman Es könnte schlimmer sein (Luftschacht, 2023) auf eine Welt im Jahr 2037, von der man sagt, es könnte alles noch schlimmer sein.

Mario Wurmitzer, geboren 1992 in Mistelbach, lebt in Wien. Er schreibt Prosa- und Theatertexte. Für seine literarischen Arbeiten erhielt er mehrere Auszeichnungen und Stipendien, u. a. den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin 2015, den Osnabrücker Dramatiker:innenpreis 2017, den Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich 2020 und den Hauptpreis beim Stückwettbewerb Theatre & Science des Theaters Heilbronn 2021. 2018 erschien sein Roman Im Inneren des Klaviers (Luftschacht).